
von Magdalena Lambert
Mezzosopranistin Clara-Sophie Bertram als Lola Blau und Gaby Pochert am Klavier schaffen in der Sparte 4 etwas, wofür man sonst ein ganzes Ensemble braucht: Sie kreieren einen starken Sog in eine ganz eigene Welt, in der sie eine Vielzahl an Charakteren zugleich verkörpern. Georg Kreislers Musical für eine Sängerdarstellerin und eine Musikerin wurde 1971 im Theater in der Josefstadt in Wien uraufgeführt, seitdem kehrt es immer wieder auch in andere Theaterhäuser zurück. Und zurecht!
Die Saarbrücker Inszenierung von Christopher Mehler erschafft ein einmaliges Spannungsfeld zwischen damals und heute; Filmprojektion und Kabarett; schrill und betrübt. Chronologisch – mit Sprüngen und emotionalen Ausbrüchen dazwischen – wird das Leben der jungen, jüdischen Künstlerin Lola Blau nacherzählt, beginnend in Wien im Jahre 1938: Wie Lola sich gerade eine Karriere am Theater aufbauen will. Wie die Fremdenpolizei Zürich sie auffordert, innerhalb von 24 Stunden die Stadt zu verlassen. Wie sie daraufhin ein Visitor Visa für die USA bekommt, und ihre Reise dorthin schon mit ersten Abenteuern auf der Überfahrt beginnt. „Wie kommt es, dass ein toter Baum Wurzeln schlägt, und vielleicht noch Blätter trägt?“, fragt sich Lola, in ihrer neuen Heimat neuen Mut schöpfend. Zwischen Kriegsgeschehen und Nachtclub versucht sie also ein Leben aufzubauen. Doch so, wie sich der Judenhass durch das Stück zieht, so scheint immer wieder auch Lolas Liebe zu Leo hindurch. Leo, der damals nicht mit dem Zug ankam. Leo, der sich Jahre später aus England plötzlich meldet.
Ein grandioser, bittersüßer Abend – gleichzeitig von Vielem zu viel und von Allem zu wenig –, der mit nicht abreißen wollendem Applaus belohnt wurde. Weitere Aufführungen finden am 23.11., 30.11., 12.12, 26.12. und 31.12. statt, jeweils um 20 Uhr bzw. am 26.12. um 18 Uhr.
Titelbild: Gaby Pochert (links), Clara–Sophie Bertram © Jennifer Hörr
Foto: Gaby Pochert (links), Clara–Sophie Bertram © Jennifer Hörr


