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Gangster sind doch die besseren Bürger

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Foto @JR Berliner Ensemble

Barrie Kosky lüftet Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ in Luxemburg kräftig durch.

Von Eva-Maria Reuther

In manchem bürgerlichen Biedermann steckt ein Gangster und in jedem Kapitalisten sowieso. Das war dieser Tage neuerlich und höchst vergnüglich im Grand Théâtre in Luxemburg zu erfahren. Als Gastspiel des Berliner Ensembles war dort Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ in der Inszenierung von Barrie Kosky zu erleben. Der aus Australien stammende Regisseur ist ein hochpräziser, virtuoser Meister der Entblößung mittels der Satire. Auch an diesem hinreißenden Abend in Luxemburg wird das Lachen zum Lachen der Erkenntnis, Erhellung zum hintergründigen Vergnügen. Bekanntlich war die Entstehung der 1928 in Berlin uraufgeführten Bühnenstücks nach John Gay`s „Beggar`s Opera“ zu dem Kurt Weill die Musik lieferte, von Anfang an von Querelen begleitet. Brecht selbst war mit dem Endprodukt nie wirklich zufrieden. Inzwischen ist die Oper, die nach der selbstironischen Feststellung ihres Schöpfers eben mal die drei titelgebenden Groschen wert sei, in die Jahre gekommen. Nicht nur mancher Regisseur tut sich schwer damit. Auch als Publikum hat man eigentlich genug von muffig moralisierender Kapitalismuskritik mit massenhaft Lumpenproletariat und heruntergekommenen Nutten in Reizwäsche. Kosky hat das Stück einem notwendigen Relaunch unterzogen und es als temporeiche Revue mit den bekannten Musiknummern neu gefasst. Das funktioniert fabelhaft und bleibt ganz nah bei Brecht.

Eine kalte, glitzernde, mafiöse Scheinwelt, in der alles zum Deal wird, ist die Welt in Koskys Inszenierung. Mit Verve setzt das Orchester ein. Und auch die Sache mit dem falschen Glamour und der Notwendigkeit, sich ins rechte Licht zu setzen, wird gleich eingangs klar, wenn zu Beginn ein glitzernder Vorhang die Bühne verdeckt und durch einen Spalt ein Gesicht auftaucht, das die Moritat von Mackie Messer singt. Wenn der Vorhang aufgeht, ist man gleichermaßen in der Londoner City wie überall in der Welt der Großstädte. Was das abstrakte Gerüst symbolisiert, das Rebecca Ringst auf die Bühne gebaut hat, in dessen Labyrinth jeder allein ist. Hier hausen die Huren und die Spelunkenjenny. Hier feiert Gangster Macheath seine Hochzeit mit Polly, bevor ihm das Eisengerüst zum Gefängnis wird. In der Londoner City betreiben auch Jonathan Jeremiah Peachum und seine Frau Celia erfolgreich ein Familienunternehmen namens „The Beggar`s Friend, Ltd.“, das sozial Abgestürzte als Bettler beschäftigt und ausbeutet. Noch bevor sich der Vorhang öffnet, lernen wir bei einem Bewerbungsgespräch mit solch einem künftigen Außendienstmitarbeiter das Geschäftsmodell der Peachums kennen, das marktorientiert und marketingpsychologisch hochprofessionell , nach Bettlertyp, Zielgruppe, Einsatzort und der Halbwertzeit von Mitleid unterscheidet. Ärger  gibt es mit Tochter Polly, die sozialromantisch nicht nur an die selbstlose ewige Liebe glaubt, sondern gerade dabei ist, den Konkurrenten ihrer Eltern, den Gangsterboss Macheath zu ehelichen. Zu dessen Netzwerk gehört sein Freund, der Polizeichef Brown ebenso, wie die Bewohnerinnen des Bordells im Viertel. Hier wie dort hört die Freundschaft auf, wo das Geld winkt. Die Prioritäten sind klar: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“.

Und weil die ohnehin nur eine Scheinmoral bleibt, wird zum Schluss der verratene und dem Galgen nahe Gangster und Mörder Macheath per royaler Verfügung zum Edelmann, will heißen, in den erblichen Adelstand erhoben, einschließlich regelmäßiger Bezüge. Bestens aufgelegt sind Ensemble und Orchester bei diesem Spiel. Tilo Nest ist als Peachum ein scheinbar hochseriöser Geschäftsmann im Zweireiher (Kostüme Dinah Ehm), dessen Sklaventreibernatur zum Vorschein kommt, wenn er in einem hinreißenden Solo die Peitsche auspackt. Ganz auf Geld und Glamour gepolt ist Pauline Knof als seine in Nerz gehüllte Frau Celia. „Du wirst als Witwe hinreißend aussehen“, prophezeit sie Tochter Polly. Die wird von Cynthia Micas großartig gespielt in ihrer Wandlung von der romantischen, naiven jungen Frau im weißen Hochzeitskleid zur eiskalten Geschäftsfrau und zur Furie, die sich mit ihrer Rivalin Lucy, Browns Tochter im Wortsinn in die Haare gerät. Bei Lucy (Laura Balzer) ist ohnehin alles Fake einschließlich ihrer Schwangerschaft. Auch bei Macheath, den Gabriel Schneider als smarten Bräutigam mit Macho-Allüren im Smoking spielt, ist alles Fassade, das gutbürgerliche Heim mit Ehering und Möbeln, die Macheaths Gang besorgt hat (als die hier die Orchestermitglieder chargieren). Makulatur sind seine Liebesschwüre und Treueversprechen, bis der Betrüger selbst zum Betrogenen wird.  Eine vom Leben ernüchterte Spelunkenjenny ist Bettina Hoppe. Als lächerliche wie finstere Gestalt kommt Kathrin Wehlisch als korrupter Brown daher. Präsent und mitreißend spielt das Orchester auf unter der Leitung von Adam Benzwi. Begeisterter  Zwischen-und Schlussapplaus.

 

 

 

 

Filed Under: Allgemein, Kritik

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