©PlusUltra
Saarbrücken, den 13. Dezember 2019
Gestern Abend ging in der Alten Feuerwache in Saarbrücken die Premiere von Plus Ultra, der neuen Show der Gruppe Die Redner über die Bühne, Nach einem Konzept und in der Regie von Oliver Strauch und Florian Penner geht es um zwei herausragende Persönlichkeiten der Weltgeschichte: Steve Jobs und Christoph Kolumbus. Es geht dabei, wie die Redner in ihrem Programmheft ausführen, um Innovationen, Forschergeist und die Abgründe von Eroberung und Neuverteilung, Glanz und Schande.
Da ist zunächst Steve Jobs, der sagenhafte Mitgründer des Weltkonzerns Apple, den er gemeinsam mit Steve Wozniak in einer Garage aus der Taufe Hob und zu einem Milliardenerfolg führte. Präsentiert wird seine berühmte Rede aus dem Jahre 2005 an der Stanford University, in der auf drei Wendepunkte in seinem Leben eingeht. Technisch umgesetzt wird das mit einer Projektion auf die schrägen Frontflächen eines gläsernen Rombus. Die Rede wird Original in englischer Sprache präsentiert – vielleicht ein kleiner Nachteil weil nicht jeder im Saal der englischen Sprache mächtig ist, aber dennoch sinnvoll, weil der Originalton der Stimme von Steve Jobs dramaturgisch unverzichtbar erscheint.
Als ungewolltes Kind seiner leiblichen Eltern wird er von einer Akademikerfamilie adoptiert, studiert 1972 auf einen berühmten College, aber er bricht das Studium nach kurzer Zeit ab. Nach allerlei Umwegen wendet er sich den „dots“ zu und gründet1976 mit Steve Wozniak das Unternehmen Apple. Die Entwicklung von Apple-Computern und das iPhone haben ihn weltberühmt gemacht. Trotzdem wird er nach einem internen Machtkampf 1985 entlassen. Er resigniert aber nicht, sucht und findet seine Chance in neuen Erfindungen und Unternehmensgründungen und kehrt über eine Fusion wieder zurück an die Spitze von Apple.
Eine weitere große Herausforderung in seinem Leben war die Krebserkrankung mit tödlicher Prognose, die er jedoch wie durch ein Wunder überwindet.
Dieser hoch dramatische Lebenslauf mit Abgründen und Höhepunkten wird kongenial umrahmt, ausgemalt und bisweilen auch kontrastiert von den effektvollen Jazzklängen, die Oliver Strauch komponiert und arrangiert hat.
Die zweite Persönlichkeit im Mittelpunkt des Stücks ist Christoph Kolumbus, der Abenteurer, Entdecker und Eroberer, der sich im Auftrag der spanischen Krone aufmacht, um den Seeweg nach Indien zu entdecken – und in Amerika landet, wo er im Interesse Spaniens so manches tat, was aus heutiger Sicht kritikwürdig wäre. Hier kommt der Videokünstler Florian Penner ins Spiel, der uns in einer wahren Bilderflut höchst eindrucksvoll und plastisch die abenteuerliche Seefahrt von Christoph Kolumbus vor Augen führt. Basierend auf den Aufzeichnungen im Bordbuch von Christoph Kolumbus hat er – teils mit eigenen Originalaufnahmen – eine dramaturgisch stupende Bildfolge geschaffen, in der die enorme Gewalt des Sturms, die haushohen Wellen und die stets gegenwärtige Lebensgefahr mit existenziellen Pathos vor Augen geführt werden. Auch diese Performance wird geradezu perfekt begleitet von der die Stimmungen und Elemente eindrucksvoll ausmalenden Musik Oliver Strauchs. Am Schlagwerk gibt er führungsstark den Rhythmus vor, einfühlsam begleitet von Alisa Klein (Posaune, Flöte und Druse), von dem bestens etablierten Pianisten Manuel Krass an den Keyboards, der auch mit einer superben Sprach-Performance brilliert, sowie von Florian Penner am Bass.
Aber damit nicht genug: Komplettiert wird das Gesamtkunstwerk von einer grandiosen Tanzperformance von Lucyna Zwolynska, die auch die Choreografie beigesteuert hat. Sie war seinerzeit Mitglied der im Saarland hoch geachteten Tanzcompany von Maggy Donlon.
Im Taumeln, im Fallen und Stürzen führt sie eindrucksvoll vor, wie die Kraft der Elemente, des Sturms auf dem menschlichen Körper zusetzen. Zwolynska weiß ihre Choreografie bravourös in Szene zu setzen, mal elegant und behände, mal kraftvoll und dynamisch, immer in Passform zur Dramaturgie der Musik.
Für Bühne, Kostüme, konzeptionelle Mitarbeit zeichnet Gregor Wickert verantwortlich für die Audiobearbeitung und Sounddesign Bernhard Wittmann. Regieassistenz: Jasmin Kaege
Ganz am Ende des Gesamtkunstwerks führt uns Florian Penner dann noch in den Farbenrausch des berühmten Wimmelbildes von Hieronymus Bosch, in den berühmten Garten der Lüste, so etwas wie eine Mischung aus Paradies und Hölle – ein Sinnbild für die Ambivalenz der menschlichen Ambitionen und Leidenschaften, die bei „Plus Ultra“ im Mittelpunkt stehen.
Starker Beifall für eine bestens gelungene Bühnenshow. Chapeau!
Kurt Bohr