Das hässliche Universum, Münchner Volkstheater © Foto Arno Declair
Vom 30. April bis zum 9. Mai 2021 lädt das Theater und Orchester Heidelberg zum 38. Heidelberger Stückemarkt ein, der zum ersten Mal in seiner Geschichte in digitaler Form stattfinden wird. Das renommierte Festival gibt Einblick in das breite Spektrum an Ästhetiken und Formen des zeitgenössischen deutschsprachigen Sprechtheaters sowie eines jährlich wechselnden Gastlands – in diesem Jahr Litauen. Mit dem neuen Programmteil »Netzmarkt« werden aktuelle und ausschließlich für den digitalen Raum produzierte Stücke berücksichtigt. Mit zwei Podiumsdiskussionen sowie einem Nachgespräch zu jedem Stream finden sich in diesem Jahr auch verschiedene Möglichkeiten des Austauschs zwischen Publikum und Künstler*innen auf digitaler Plattform.
Kein Festival wie jedes Jahr
Auf Grund der aktuell wieder angespannten Corona-Lage wird der Heidelberger Stückemarkt in diesem Jahr digital stattfinden. Dem Stückemarkt-Team um Intendant Holger Schultze fiel diese Entscheidung bis zum letzten Moment sehr schwer. In der Hoffnung auf ein entspanntes Pandemiegeschehen im Mai wurden die analoge und die digitale Festivalausgabe parallel geplant. Die aktuellen Entwicklungen ließen allerdings kein analoges Festival zu.
Eröffnet wird das Festival am 30. April 2021 mit einem Live-Stream: Um 20.00 Uhr feiert Teresa Doplers »Das weiße Dorf« seine Premiere und deutsche Erstaufführung. Das bewegende Zweipersonenstück, inszeniert von Ron Zimmering, wurde beim Heidelberger Stückemarkt 2019 mit dem Autor*innenpreis ausgezeichnet.
Gewinner von Nachspielpreis und Jugendstückepreis stehen fest!
Auf Grund der Verlegung des Festivals in den digitalen Raum werden die Preisträger*innen des Nachspielpreises und des Jugendstückepreises in diesem Jahr bereits zur Programmvorstellung bekanntgegeben. Der Nachspielpreis geht in diesem Jahr an das Münchner Volkstheater für die Zweitaufführung von Laura Naumanns »Das hässliche Universum«, gestreamt wird es am 5. Mai 2021. Nominiert für den Nachspielpreis waren in diesem Jahr zudem Konstantin Küsperts »sklaven leben« in der Inszenierung des Meininger Staatstheaters und Anne Leppers »La Chemise Lacoste« am Schauspiel Dortmund.
Für den Jugendstückepreis nominiert waren in diesem Jahr »Movie Star« von Julia Fischer und Matthias Köhler, »Harder, Faster, Stronger« von Annette Müller und »Frühlings Erwachen« von Lucien Haug. Der von Bettina Schies und Klaus Korte gestiftete Preis wird von der um eine Jugend-Jury erweiterten Jury vergeben, in diesem Jahr an »Frühlings Erwachen« vom Schauspielhaus Zürich, das am 6. Mai 2021 als Stream im Programm steht.
Im von Lea Goebel kuratierten »Netzmarkt« spiegeln drei sehr unterschiedliche Produktionen die vielfältigen erzählerischen Möglichkeiten digitalen Theaters wider. Mit »Homecoming« von machina eX sowie »A Room of Our Own« von Swoosh Lieu am 4. Mai 2021 und »werther.live« am 9. Mai 2021 stehen innovative Erzählformen im Vordergrund. Mit dieser Auswahl wird zudem die Pionierleistung der freien Theaterszene in der aktuellen Pandemiezeit honoriert.
Mit den Video-Streams »Wir haben getan, was wir konnten« vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg am 1. Mai 2021, »Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder« vom Staatstheater Nürnberg am 3. Mai 2021 sowie »Ich bin’s Frank« der Münchner Kammerspiele am 7. Mai 2021 erweitern drei Gastspiele das Festivalprogramm, die die aktuelle gesellschaftliche Situation sowie das Thema digitaler Welten auf die Bühne bringen.
Mit Litauen als diesjährigem Gastland rückt eine in Deutschland noch nahezu unbekannte Theaterlandschaft in den Fokus, die seit einigen Jahren durch eine lebendige und innovative Theaterszene auf sich aufmerksam macht. Zwei zeitgenössische Aufführungen lassen diese per Videostream entdecken: Die preisgekrönte Produktion »Have a Good Day!« für 10 Kassiererinnen, Supermarkt-Sounds und Klavier am 2. Mai 2021 sowie »Regenland« am 8. Mai 2021. Im Rahmen des internationalen Autor*innenwettbewerbs werden drei neue litauische Stücke in Lesungen vorgestellt: »Identify« von Ieva Stundžytė, »Immobiliendrama« von Gabrielė Labanauskaitė und »Mütter und Söhne« von Matas Vildžius. Die Schauspieler und Schauspielerinnen des Heidelberger Ensembles lesen aus den ausgewählten, noch unaufgeführten Stücken, diese Lesungen werden ab 8. Mai 2021 gezeigt.
Die Lesungen der sechs nominierten Stücke des deutschsprachigen Autor*innen-wettbewerbs stehen ab 1. Mai 2021 auf dem Programm. Nominiert sind in diesem Jahr »Einfache Leute« von Anna Gschnitzer, »Gelbes Gold« von Fabienne Dür, »Peeling Oranges« von Patty Kim Hamilton, »Maria Magda« von Svenja Viola Bungarten, »Fischer Fritz« von Raphaela Bardutzky und Wilke Weermanns »Hypnos«. Zu allen Lesungen werden Nachgespräche angeboten. Die Preisverleihung mit der Bekanntgabe des internationalen Autor*innenpreises und des Autor*innenpreises des Heidelberger Stückemarkts 2021 wird zum Festivalende am 9. Mai 2021 live aus dem Theater gestreamt
Ganz neu wird in diesem Rahmen auch zum ersten Mal der SWR2 Hörspielpreis an eins der Stücke aus dem Autor*innenwettbewerb verliehen: Dieses wird von SWR2 als Hörspiel produziert, die Ursendung findet beim nächsten Stückemarkt statt. Zur Auswahl des mit 5000 Euro dotierten Preises wird die Jury durch Manfred Hess, Chefdramaturg beim SWR Hörspiel, ergänzt.
Das gesamte Programm des 38. Heidelberger Stückemarkts und alle Infos zum Ticketverkauf finden Sie auf www.theaterheidelberg.de und www.heidelberger-stueckemarkt.de