In den Sommermonaten tummeln sich normalerweise tausende Musikfans auf Festivalgeländen und vor Bühnen. Dort wird getanzt, geschwitzt, gefeiert – und das definitiv ohne Sicherheitsabstand zueinander. Es handelt sich um eine besondere Art der Großveranstaltungen, denn die Besucher*innen fahren nach dem Konzert nicht einfach wieder nach Hause. Für die Campinggäste müssen genügend Sanitäranlagen zur Verfügung stehen und der Ablauf muss reibungslos funktionieren – komme was wolle.
Dass ein solches Festival im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt, darauf stellen sich die Besucher*innen normalerweise mit Regenjacken und Gummistiefeln ein. Selbst starken Sturmböen und unterspültem Gelände wurde bspw. beim Southside Festival 2016 schon getrotzt. In diesem Jahr ist jedoch jede Form von Sicherheitsmaßnahmen hinfällig. Im Angesicht der Corona-Pandemie haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsident*innen der Länder darauf geeignigt, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen bis Ende August zu untersagen.
Das Organisationsteam des jungen Taubertalfestivals hatte sich bereits vor dieser Entscheidung zu Wort gemeldet und Bedenken geäußert: „Wir binden über 1500 Helfer aus Rotkreuz, Polizei und Feuerwehr, THW und der öffentlichen Hand ein während unserer Veranstaltungen. Diese werden möglicherweise an anderer Stelle dringender gebraucht. Außerdem droht eine Flut von Absagen internationaler Acts aufgrund mangelnder Flugmöglichkeiten, Quarantänevorschriften, eingeschränkter Reisefreiheit und wegfallenden Auftrittsmöglichkeiten im europäischen Ausland.“
Nun müssen die Festival-Fans, die in den letzten Tagen und Wochen gebangt haben, stark sein. Die wenigsten Veranstalter wollen das Risiko einer Terminverlegung in den frühen Herbst 2020 eingehen – zumal nicht bekannt ist, ob die Veranstaltungsverbote je nach Lage im Sommer nicht noch weiter ausgedehnt werden. Das Taubertal-Festival wird jedenfalls erst wieder im Jahr 2021 stattfinden. Das Line-up wolle man so gut wie möglich mit in das nächste Jahr nehmen, bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. „Dies sind keine leichten Zeiten, für niemanden von uns. Dem Taubertal-Festival und allen Beteiligten helft ihr, indem ihr eure Karte behaltet und im nächsten Jahr mit voller Kraft “ins Tal” kommt. Wir verstehen aber, wenn jemand die Karte zurückgeben möchte.“, so die Veranstalter.
Auch das saarländische Rocco del Schlacko macht wenig Hoffnung: „Sommer, Sonne, laute Live-Musik und leicht einen Sitzen. Das werden wir dieses Jahr im August wohl nicht gemeinsam erleben können. Rocco del Schlacko wird wahrscheinlich dieses Jahr nicht in seine 22. Runde gehen.“ Die endgültige Entscheidung scheint noch nicht getroffen. Genauere Informationen lassen aber auf sich warten. „Habt bitte Nachsicht, dass wir heute keine Antworten auf all Eure Fragen haben.“, bat das Team am 16. April über Instagram.
Tanja Block