Ansicht Musikzentrum Detail © arus GmbH Willi Latz, Architektur und Stadtplanung
Neben dem Congresszentrum wird die Errichtung eines neuen modernen Musikzentrums für alle Sparten der Musik ein weiterer Meilenstein sein zur überregionalen Profilierung der Landeshauptstadt. Außer der flexibel nutzbaren großen Eventhalle im Umfeld des Kongresszentrums braucht das Saarland einen technisch und akustisch optimal ausgestatteten atmosphärisch intimeren Saal für klassische Konzerte, Musicals und andere bunte Veranstaltungen sowie für Pop/ Rock Konzerte, die nur in begrenztem Umfang Besucher binden können.
Das Parkett des neuen Musikzentrums soll nach dem Vorbild des Theaterhauses in Stuttgart durch elektronische Steuerung zusammengeschoben werden können und einerseits für Stehplätze, andererseits aber auch als hoch attraktives Bankettzentrum verfügbar werden. Abendveranstaltungen von Kongressen könnten dort auf höchstem Niveau angeboten werden. Alexander Kunz als erfahrener Edelgastronom und Eventspezialist steht bereit, die Bewirtschaftung zu übernehmen. Die herausragende Kulinarik mit einem brillanten Begleitprogramm würde die Attraktivität des Tagungsorts Saarbrücken nachhaltig stärken. Neben Kongressveranstaltungen könnten große Firmenjubiläen und vergleichbare Festivitäten wesentlich zum auskömmlichen wirtschaftlichen Betrieb des neuen Kongresszentrums beitragen. Das Becolin-Gelände im Osten der Stadt an der Mainzer Straße bietet sich für das Musikzentrum als idealer Standort an.
Ausgehend von dem Referenzprojekt der Philharmonie in Bochum, das rund 38 Millionen Euro kostete, sind für das Musikzentrum in Saarbrücken 50 Millionen Euro veranschlagt. Es soll kein Prestigebau werden mit teuren Materialien, sondern ein funktionales, architektonisch ansprechendes Gebäude. Das Saarland als traditionelles Musikland mit einer enorm großen Zahl an aktiven Musikern und Musikbegeisterten verdient schon lange ein Musikzentrun, das allen technischen Anforderungen genügt. Wir sind der Konkurrenz in der Großregion, im Arsenal in Metz und in der Philharmonie in Luxemburg nicht mehr gewachsen. Und wenn sogar mit dem Espace Gouvy in Freyming Merlebach ein neuer Konzertsaal entstanden ist und jüngst auch ein Konzertsaal für Saargemünd angekündigt wurde, sollte alles daran gesetzt werden, unser Land sowohl für breite Bevölkerungsschichten, als auch für die Eliten in Wirtschaft und Wissenschaft attraktiv zu halten.
Ein modernes Musikzentrum könnte sogar optimal kombiniert werden mit einem Neubau für die marode und sanierungsbedürftige Hochschule für Musik des Saarlandes. Das wäre ein echtes Pilotprojekt, einzigartig in Deutschland, für das ein namhafter Zuschuss des Staatsministeriums des Bundes für Kultur und Medien in Berlin einzuwerben sein sollte. Immerhin ist unser Land zurzeit in der Bundeshauptstadt politisch gut aufgestellt. Ein Gesamtbetrag von 30 Millionen Euro, gestreckt über mehrere Jahre, erscheint angesichts der im Haushalt des Staatsministeriums für Kultur verfügbaren Mittel realistisch, nicht zuletzt auch wegen der herausragenden Bedeutung des angedachten Pilotprojekts.
Nur in komplementärer Verbindung eines konkurrenzfähigen, modernen aussteller- und besucherfreundlichen Kongresszentrums mit einem vielfältig nutzbaren und leistungsfähigen Musikzentrum für alle Formen der Musik und Bankette wird es gelingen das Saarland als dienstleistungswirtschaftlichen Spitzenstandort zu etablieren. Dafür braucht es Mut, aber es wäre das einzig Richtige.
Kurt Bohr im OPUS Kulturmagazin Nr. 78 (März / April 2020) in der Rubrik „Kulturpolitik“