© Thomas Kronenberger
Mit kurzen schockartigen Explosionen beim total entspannt swingenden „Blues for Kapp“ von Marty Paich überraschten die jungen Musiker des Jugendjazzorchesters Saar (JJOS) das Publikum: Die Band war hellwach auf den Punkt; zugleich demonstrierten sie die Extreme der dynamischen Möglichkeiten einer Bigband, ein motivierender Einstieg.
Bereits zum dritten Male veredelte das JJOS den Neujahresempfang des Landesmusikrates Saar (LMR), nach saarländischer Lesart bereits eine Tradition, so begrüßte am 11. Januar der Präsident Bernhard Fromkorth die geladenen Gäste in Studio 1 des Saarländischen Rundfunks. Er dankte den Musikern für ihren Einsatz und ausdrücklich Martin S. Schmitt und Tim Sefrin, den musikalischen und organisatorischen Leitern für ihre herausragende Arbeit. In den letzten Jahren haben sie das Orchester zu einem Aushängeschild des saarländischen Jazznachwuchses geformt, inzwischen grenzüberschreitend wahrgenommen, nicht zuletzt 2018 durch eine dreiwöchige Konzertreise durch China. Der LMR als Träger des Projektes sieht die positive Entwicklung nicht ohne Stolz. Die SR 2-Wellenchefin Dr. Ricarda Wackers verwies als Gastgeberin in ihrer Begrüßung auf den langwierigen Weg des JAZZ hin zu einer allgemeinen Akzeptanz in Deutschland, die nicht zuletzt auch zu der Einrichtung der Jugendjazzorchester in allen Bundesländern führte. Der SR sieht es weiterhin als wichtigen Auftrag, die Amateurensembles im Saarland zu fördern.
Das JJOS erarbeitete kürzlich in einer viertägigen Arbeitsphase ein neues Swing-akzentuiertes Programm. Mit „Bluesette“ ließ der Bandleader den weltbekannten Jazzwalzer von Jean Thielemans in einem lässigen Samba-Arrangement kredenzen. Bei der Ballade „A Time For Love” von Johny Mandel konnte der Posaunensatz mit viel Schmelz glänzen. Die Solo-Sängerin Kayla Meyer belegte bei drei Titeln, dass sie das Potential zu einer Jazzsängerin hat: Phrasierung und Präsens bei „I Wish You Love“, Ausdruck bei der Ballade „The Nearness Of You”, Feeling beim Bossa „Corcovado“ von Antonio C. Jobim stimmten. Virtuos und souverän abgeklärt wirkte der Pianist Philip Weyand beim Piano-Feature „Jitterbug Waltz“ von Fats Waller, eigens für die Band arrangiert von Ralf Hesse und in „I Thought About You“ von Jimmy van Heusen. Insgesamt bewiesen neun weitere Musiker ihre solistischen Fähigkeiten, hervorzuheben sind die Saxophonistinnen Katja Haller, Anna Nilius und der Gitarrist Philipp Herget. Insgesamt wirkt das Orchester sehr homogen: die Rhythmusgruppe bietet mit Präzision und einen angenehmen Sound ein banddienliches Fundament für die Geschlossenheit der Bläsersektionen. Der Orchesterleiter weiß die Band zu motivieren und klar und deutlich zu führen. Mit dem fetzigen Abgeh-Titel „Don’t Git Sassy“ von Thad Jones machte das Orchester zum Schluss nochmals richtig Dampf. Die stimmungsvolle Zugabe „Joyful“ im Pop-Gewand, arrangiert von Martin S. Schmitt, verwies ins Beethoven-Jahr: Am Tag der Musik wird das JJOS am 20. Juni zusammen mit Wolfgang Mertes, dem Konzertmeister des saarländischen Staatsorchesters, ein Crossover-Projekt in St. Wendel aufführen.
Ernst Urmetzer
Termine JJOS:
18.-19. April: European BigBand-Contest, Luxemburg
20. Juni: Tag der Musik, St. Wendel
15. August: Sommerfest Illinger Jazzlounge
Weitere Informationen: https://www.jjos.de