Josef Zierden © Eifel-Literatur-Festival
Er ist einer der hochverdienten, dabei nachhaltigsten Kulturmacher in Rheinland-Pfalz. Seit 25 Jahren plant, organisiert und betreut Josef Zierden ehrenamtlich das von ihm initiierte Eifel-Literatur-Festival. „Ein Schwergewicht unter den deutschen Literaturfestivals“, wie die frühere Mainzer Kultur-, Bildungs-und Wissenschaftsministerin Vera Reiss das wichtigste rheinland-pfälzische Literaturevent würdigte.
Mit enormem Kenntnisreichtum und unermüdlichem Einsatz hat der promovierte Germanist das Festival zu eben jenem Kultur-Highlight gemacht, das, begehrt bei den Autoren und geschätzt von den Verlagen, unvermindert attraktiv für seine aus der ganzen Republik anreisenden Besucher bleibt. Wer die Liste der über 250 Schriftsteller durchgeht, die seither bei ebenso vielen Veranstaltungen vor ihrem aufmerksamen Publikum lasen und mit ihm ins Gespräch kamen, trifft auf das „Who is Who“ der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Längst kommt die erste Liga der Autoren zum Festival, ebenso wie die Anführer der Bestsellerlisten. Vier Nobelpreisträger waren seit der Gründung des literarischen „Come together“ zu Gast: Imre Kertész, Herta Müller, Günter Grass und zuletzt Swetlana Alexijewitsch. Aber auch Autoren wie Anselm Grün, Charlotte Link, Stefan Aust und Elke Heidenreich begeisterten ihr Publikum. Der Mix aus hochkarätig und populär ist dem Sohn einer Arbeiterfamilie geradezu eine Herzenssache: „Wir wollen ein Festival für alle sein“.
Nicht immer gestaltet sich bei der Autorensuche die Kontaktaufnahme einfach. Bisweilen muss geduldige Überzeugungsarbeit geleistet werden, bevor ein prominenter Autor in die Eifel kommt. So wie beim streitbaren Günter Grass, um dessen Teilnahme sich Zierden 14 Jahre lang bemühte. Solche Durststrecken zu überwinden, hilft womöglich die Eifler Hartnäckigkeit des 1954 geborenen Prümers, der als Gymnasiallehrer arbeitete, bevor er 2017 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand trat. Hilfreich ist zudem Zierdens ausgeprägtes Gefühl für Literatur, das ihn, wie im Fall von Herta Müller, die Qualität eines Autors erkennen lässt, lange bevor alle Welt davon redet. Angefangen hatte alles 1994 mit Autorenlesungen innerhalb eines Projekts des Prümer Geschichtsvereins „Die Eifel in der Literatur“. Auch wenn das alle zwei Jahre veranstaltete Festival seit 2001 ein neues Profil hat, so bleibt das Anliegen des Initiators, Brücken zu bauen und Fenster in die literarische Welt per Live-Erlebnis Autorenlesung zu öffnen, unverändert aktuell. Mehr als 100.000 Besucher – allein die Ausgabe 2018 verzeichnete einen Rekordbesuch von 14.000 Zuhörern – zählt das Festival seit seinen Anfängen. Dass derartige Erfolge das ehrenamtliche Engagement bis an seine Grenzen fordern, liegt auf der Hand.
„Es ist meine Leidenschaft für Literatur, die mich am Leben hält“, sagt Zierden. Leben, das heißt pro Festival etwa 4000 ehrenamtliche Arbeitsstunden zu leisten, bei denen die ganze Familie eingespannt wird. Dazu gehören neben anderem die intensive Lektüre von Neuerscheinungen, der Besuch der Buchmessen, Verhandlungen mit Verlagen und Autoren, das Verfassen von Anträgen, die Redaktion der Festival-Zeitung und PR-Arbeit sowie die abendlichen Dienste während der Lesungen. Und nicht zu vergessen, die zuweilen Rundum-Betreuung der Autoren. Zierdens Management kann sich sehen lassen. Über einen Etat von 300.000 Euro verfügt das Festival, davon steuert das Land Rheinland-Pfalz 50.000 Euro bei. Erwirtschaftet werden über Eintrittsgelder rund 200.000 Euro. Gleichwohl ist der Festivalhimmel nicht wolkenlos. „Die Bürokratie hat monströs zugenommen“, klagt der Festivalmacher. Nach einem Vierteljahrhundert plant er jetzt eine Atem-und Denkpause. Für die Festival-Ausgabe 2020 wird als einziger Schriftsteller deshalb Thriller Autor Sebastian Fitzek eingeladen, bevor 2021 ein neues Format „mit einer überschaubaren Anzahl von Veranstaltungen“ getestet wird. Auch dann bleibt dem umtriebigen Literaturmanager, der auch publizistisch arbeitet, genug zu tun. Unbeschadet bleibt ohnehin die Freude, etwas bewegt zu haben. „Mir war wichtig, in diesen eher konservativen Landstrich, das liberale Völkchen der Autoren einzuladen“.
Eva-Maria Reuther
Weitere Informationen: www.eifel-literatur-festival.de