Foto: Yungblud holte seine Fans auf die Bühne. © Sandra Wagner
Es war wieder mal ein Fest: Knapp 26 000 Besucher strömten dieses Jahr zum Rocco del Schlacko in Püttlingen. Bei bestem Wetter bebte am Donnerstag der Sauwasen unter den Klängen der deutschen Metal-Electro-Band Eskimo Callboy. Die Jungs aus dem Ruhrpott brachten nicht nur mit ihrer harten Musik die Menge zum Toben, sondern auch mit ihren Entertainment-Einlagen. Auf die Bemerkung des Sängers, dass das Saarland ja, ähnlich wie der Ruhrpott, ein bisschen „assi“ wäre, stimmte das Publikum lauthals und stolz die „Saarland-Asozial-Hymne“ zur Bestätigung an. The Subways waren in diesem Jahr auch wieder mit dabei und bereiteten die Atmosphäre vor für den ersten Headliner des Abends, Die Fantastischen Vier. Die Stuttgarter Hip-Hop-Truppe, bestehend aus Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon, machte „Stimmung gegen die Endzeitstimmung.“
Fanta 4 waren für viele Besucher jedoch noch nicht das Highlight des Abends – die meisten warteten auf Scooter. Die Electro-Band mit dem charismatischen Frontmann H.P. Baxxter betrat mit etwas Verspätung um kurz nach elf die Bühne, mit fahnenschwenkenden Tänzerinnen in knappen Outfits. Blondschopf H.P. alias Hans Peter stimmte den ersten Song mit „I am the horseman!“ an und die Menge rastete komplett aus, jeder skandierte mit: „Yeah yeah yeah, always hardcore!“ In der Mitte bildete sich ein Circle Pit wie sonst nur bei Metalkonzerten. Auch wenn Scooter mit ihrer Electromusik auf den ersten Blick nicht ins Rock- und Hiphop-lastige Line-Up des Festivals passten, kam der Act – auch bei treuen Rocco-Fans – super an.
Der Freitag begann sonnig und auf der Main-Stage mit der deutschen Rockband Van Holzen. Da die Band Skindred ihren Auftritt kurzfristig absagen musste wegen eines Flugausfalls, betraten die Jungs aus Ulm die Bühne etwas später. Van Holzen, bestehend aus Florian Kiesling, Jonas Schramm und Daniel Kotitschke, sind gerade mal 19 Jahre alt und haben im April ihr zweites Album „Regen“ veröffentlicht. Der (abgesehen von einigen Hosen-Fans, die sich bereits ihren Platz in der ersten Reihe für den Abend sicherten) spärlich bevölkerte Sauwasen begann sich zu füllen, als das Trio den ersten Song anspielte. Van Holzens Botschaft für die Festivalgäste, „Seid lieb zueinander!“, wurde beherzigt, und friedlich-ausgelassen ging der zweite Festivaltag auch weiter: Trotz dunkler Wolken, Schauern (inklusive Regenbogen) feierte die Menge am frühen Abend weiter mit den Rocco-Dauergästen von den Donots, der Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth und dem Headliner des Abends, den Toten Hosen – letztere bespielten den Sauwasen für gute zwei Stunden mit neuen und alten Hits wie „Hier kommt Alex“, „Bonnie und Clyde“ oder „Alles aus Liebe“.
Windig, aber trocken ging es samstags schließlich in den letzten Festivaltag. Der 22-jährige Brite Yungblud, der mit seiner Mischung aus Rap und Rock vor allem bei jüngeren Generationen gut ankam, holte sich zu seinem letzten Song gefühlt das halbe Publikum mit auf die Bühne; da wurde gehüpft, was das Zeug hielt, und die Regenbogenfahne geschwenkt. Auf den Singer-Songwriter Frank Turner folgte der erste Headliner des Abends mit Bullet for my Valentine. Die Metalband brachte die Menge mit ihren schnellen Songs zum Pogen, je näher an der Bühne, desto härter knüppelte die Double-Bass ins Trommelfell hinein. Crowdsurfer kamen wie am Fließband über die Köpfe hinweg angeschwommen (die Security-Männer kamen ganz schön ins Schwitzen), und die Fans ließen sich nicht zweimal bitten, als Sänger Matthew Tuck zum Riesen-Circle-Pit aufforderte. Die schweißtreibende Performance von Bullet schien kaum zu toppen, doch der zweite Headliner – die Alt-Punker von The Offspring – legten noch eins drauf. Jedes Lied wurde von den Fans mitgegrölt, aufblasbare Riesenbälle hüpften durch’s Publikum, und Gitarrist Noodles stellte seine Deutschkenntnisse unter Beweis: „Ihr seid sexy!“, rief er der Menge zu, und beglückwünschte die Veranstalter zum genialen Festivalnamen.
Wildcards für 2020 sind bereits erhältlich – wir sind schon gespannt auf‘s Line-up.
Sandra Wagner