Blick in den Gastraum des Schlossberghotels © Hafner
Kostverächter waren die Homburger noch nie. Im Gegenteil: Es gab Zeiten, da zog die Kreisstadt im östlichen Saarland die Feinspitze im ganzen Land magnetisch an. Bei Wolfgang Staudenmaier in Geitlingers City Park Hotel und bei Norbert Böttler in den Schweizer Stuben gaben sich die Gourmets die Klinke in die Hand. Auch in anderen Etablissements wie der Spelzenklamm, dem Hotel Stadt Homburg, dem Landhaus Rabenhorst oder auch im Schlossberg Hotel kehrten Freunde gepflegter Nahrungsaufnahme gern ein.
Dann wurde es stiller um Homburgs Gastronomie. Lokale gab es genug, aber die verwöhnten Schlemmer blieben aus. Vor fünf Jahren brach eine neue Ära an: Giuseppe Nardi, ein Feinschmecker mit Ambition und Weitblick, erwarb im Sommer 2018 das für alle Homburger sichtbare Schlossberg Hotel und machte sich alsbald daran, den Ruf des Hauses durch umfangreiches Facelifting aufzupolieren.
Die 66 Hotelzimmer wurden den Ansprüchen qualitätsbewusster Gäste angepasst. Und auch mit dem traumhaft gelegenen Restaurant mit unverbaubarem Rundblick über ganz Homburg hatte Nardi ehrgeizige Pläne. Die luziden Gasträume wurden behaglich und stilsicher hergerichtet. Parkettboden, bequeme Sessel, Designer-Holztische und geschmackvoller Wandschmuck erzeugen eine angemessene Ambiance lässiger Eleganz. Das Schlossberg Restaurant sollte nicht nur die topographische Spitze Homburgs sein, sondern auch die kulinarische. Also musste ein Könner die Regie am Herd übernehmen. Der wurde 2019 mit Mirko Bunk gefunden.
Der Saarbrücker Koch bringt erstklassige Referenzen mit. Seine Ausbildung erhielt er von Stefan Burbach in der Eimersdorfer Niedmühle. Nach einer Zwischenstation im Alten Pförtnerhaus in Quierschied trat er in die Brigade von Klaus Erfort ein. Der setzte den jungen Mann auf allen Küchenposten ein. Und wen der Großmeister unter seinen Fittichen hatte, dessen Karriere-Perspektiven schimmern rosarot, siehe Martin Stopp, Marc Pink oder Silio del Fabro.
Mirko Bunks Küchenphilosophie wurzelt in der französischen Hochküche, nimmt aber auch Einflüsse aus anderen kulinarischen Kulturen auf. Kreativität ist hier nie tabu, solange sie den Genuss steigert. Es kommen nur frische hochwertige Produkte zum Einsatz, die – subtil abgeschmeckt und dekorativ auf die Teller drapiert – den Appetit anregen.
Wir probierten zum Menü-Start ein Pulpo-Carpaccio mit Curry-Vinaigrette, Koriander-Öl und marinierten Radieschen, gefolgt von einer perfekt gebratenen Lammcarrée-Krone an Rosmarin-Jus mit Olivenragout, Artischocken und Gnocchi. Auch der Seeteufel mit Süßkartoffel, Kohlrabi Noilly Prat Risotto und einem (milden) Harissa-Schaum hielt das Niveau der Küche. Die Patisserie-Abteilung ließ eine aparte Variation von der Mirabelle folgen. Dergleichen erfreut die Gäste, und auch die Gastrokritik hat Homburgs neue Genuss-Location schon auf dem Schirm. Das renommierte Fachblatt „Der Feinschmecker“ führt das Haus neuerdings in seinem Guide „Die besten Restaurants für jeden Tag“.
Im Schlossberg Restaurant wird handwerklich versiert, fantasievoll, leicht, gradlinig und vor allem schmackhaft gekocht. Nur am Anfang lenkt der grandiose Blick nach draußen vom graziösen Ballett der Viktualien auf den Tellern ab. Wer das Panorama genießen und sich in Urlaubsgefühlen wiegen will, für den ist die geräumige Terrasse der ideale Platz. Die ebenso genussaffine wie charmante Hoteldirektorin Corinna Welsch erzählt uns beim Rundgang durch das Haus, dass insbesondere Hochzeitsgesellschaften diesen Platz an der Sonne lieben, wenn die Bläschen in den Schampus-Kelchen funkeln. Ja, manchmal liegt das Gute doch so nah!
Peter Michael Bitz im OPUS Kulturmagazin Nr. 94 (Nov. / Dez. 2022)