Einen intimen Solotanz mit Bob Dylan bietet die ausdrucksstarke Tänzerin Lisbeth Gruwez © Luc Depreitere
„Lisbeth Gruwez tanzt Bob Dylan“, mit diesem Titel sei schon alles gesagt – meint Grégory Cauvin. Der neue Direktor des Forbacher Theaters Le Carreau, der sein Publikum in dieser Saison mit herrlich viel Tanz versorgt, hat auch im März und April eine kontrastreiche Mischung im Köcher. Ein großes Ereignis in einem verblüffend schlichten Setting verspricht der Auftritt am 30. und 31.3. von Lisbeth Gruwez zu werden. Maarten Van Cauwenberghe, ihr Partner seit langer Zeit, spielt auf einer nackten Bühne live eine Reihe von alten Schallplatten mit Songs des Nobelpreis-Dichter-Sängers ab, während Gruwez, bekleidet mit einem alltäglichen Hemd, alleine dazu tanzt. Eigentlich hasste sie die Musik von Dylan, hat sie mal erzählt. Erst als ihr Partner Marten ihr Dylan immer wieder vorgespielt und nähergebracht habe, habe sie ihn schätzen gelernt. „Freunde eröffnen uns neue Welten, sie durchbrechen unsere Gewohnheiten und bringen uns an Orte, die wir alleine vielleicht nie gefunden hätten“, sagt die Tänzerin dazu. Das Ergebnis sei ein Abend von großer Sanftheit, puristisch, melancholisch und mit einer besonderen Form von Anmut, die jeden in Bann ziehe, egal ob er Bob-Dylan-Fan sei oder nicht, lobt die Kritik einhellig. Bekannt wurde Lisbeth Gruwez als Tänzerin von Jan Fabre. Unvergesslich ihr Auftritt in einer Fabre-Performance, in der sie nackt und voller Olivenöl über die Bühne glitt. Seit 2006 kreiert sie eigene Choreografien, oft zusammen mit dem Musiker und Komponisten Maarten Van Cauwenberghe.
Selber tanzen ist vorher am 17. und 18.3. angesagt. Es geht um „Sacre du Printemps“, Pina Pauschs wegeweisende Choreografie des Frühlingsopfers von 1975, mit der Katalane Roger Bernat ein ungewöhnliches Experiment wagt. Er gibt den Zuschauern Kopfhörer und lässt sie gruppenweise Pinas Choreografie nach ihren Original-Anweisungen nachtanzen. Für alle, die dieses Erlebnis vor einigen Jahren beim Festival Perspectives verpasst haben, gibt es jetzt im Frobacher Salle des Fêtes eine zweite Chance.
Silvia Buss im OPUS Kulturmagazin Nr. 90 (März/April 2022)