Mino Riot © Elena F. Barba
Im Februar stellte sie sich mit ihrer Debüt-Single „Riot ist Liebe“ vor, im März folgte der Track „Darf sein“ mit Female-Rap-Legende Sookee und am 21.4. erschien ihre erste EP „Vol. 1“: Mino Riot macht Musik für Rap-Fans, die keine Lust auf sexistische Texte und Macho-Attitüde haben. „Eigendefinition – nein, du liest uns nicht. Das hier ist Female Rap Shit“, heißt es in ihrer ersten Single feat. Mona. Und davon gebe es mehr als der Mainstream vermuten lässt: „Wenn Personen mich fragen, wieso es so wenige Frauen im Rap gibt, bekomm ich ne Krise! Es gibt so viele krasse queere¹ und FINTA²-MCs, z. B. SirMantis, Kerosin95, Finna, Ebow, … – das würde hier jetzt völlig ausarten. Dann schauen wir auf Festivals und da hüpfen irgendwelche mittelmäßigen cis³-Dudes über die Bühne und beleidigen FINTA“, so die Rapperin. Das Problem sei ein strukturelles, da die Branche generell von männlichen Positionen dominiert wird. Es verwundert daher nicht, dass Mino erst über Umwege zum Rap kam: „Früher hab ich ‚nur‘ gesungen und gemerkt, dass mir das zu viel Leistungsdruck ist, weil es mehr um das ‚Fehlerfreie‘ oder die ‚Schönheit‘ meiner Stimme geht und ich schnell angefangen hab, mich mit anderen zu messen. Rap war ein Werkzeug, um mir selbst Ausdruck zu verschaffen – ohne, oder zumindest mit weniger Angst, nicht ‚gut genug‘ zu sein.“ Das restriktionsfreie Ausleben der eigenen Persönlichkeit steht auch in „Vol. 1“ im Vordergrund, wofür die Saarbrückerin absichtlich unabhängig von Labelkulturen blieb. So steckt die Diversität der EP sowohl im Team, in dem zu 90% auf hetero-cis-Männer verzichtet wurde, als auch in der Musik: „Inhaltlich wie klanglich wurde Raum für verschiedene Anteile von mir geschaffen: Softness, Wut und Angst – Trapbanger, SingerSongwriter-Gesäusel und PunkHook“, verspricht Mino.
¹ queer: sexuell und/oder geschlechtlich von der Norm abweichend
² FINTA: Frauen, Intersexuelle, Nichtbinäre, trans Personen und Agender/Asexuelle
³ cis: sich mit dem bei der Geburt festgelegten biologischen Geschlecht identifizierend
Tanja Block im OPUS Kulturmagazin Nr. 85 (Mai/Juni 2021)