(red.) Die Landesschülervertretung des Saarlandes (LSV) hat Anfang Februar 2021 eine Umfrage unter mehr als 5.500 Schüler*innen aller Jahrgangsstufen, Schulformen und Landkreise zur Situation der Schüler*innen während des Lockdowns durchgeführt. Dabei standen der Distanzunterricht und seine Bewertung durch die Schüler*innen im Mittelpunkt. Aufbereitet wurden die Daten durch einen im Wissenschaftszentrum Berlin tätigen Nachwuchswissenschaftler gemeinsam mit dem Vorstand der LSV. Finanziert wurde diese im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie des Saarpfalz Kreises durch das Jugendforum Saarpfalz in Zusammenarbeit mit dem Adolf-Bender-Zentrum.
Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot: „Die Ergebnisse bestätigen, dass es einer großen Zahl an Kindern und Jugendlichen während des Lockdowns und der Schulschließungen nicht gut geht. Viele fühlen sich schulisch und persönlich abgehängt, auch weil digital gestütztes Lernen zuhause den Präsenzunterricht und das gemeinsame Lernen in der Schule nicht ersetzen kann. Fast zwei Drittel der Befragten wünschen sich die Rückkehr in den Präsenzunterricht, sei es in hybriden Wechselmodellen oder in Vollpräsenz. Gleichzeitig unterstreicht die Umfrage, wie wichtig unsere langfristige Strategie zur Bewältigung der Krisenfolgen an unseren Schulen ist und dass wir die digitale Bildung im Land weiter mit Hochdruck vorantreiben müssen.“
Die Ergebnisse der Umfrage im Überblick
- Mangelndes Wissen erschwert selbstständiges Arbeiten
Als problematisch beim Fernunterricht wird laut Umfrage vor allem der selbst wahrgenommene Mangel an Wissen als Voraussetzung für das selbstständige Arbeiten an Aufgaben gesehen. Das gaben insgesamt rund 35 Prozent der Befragten an. Unter den befragten Schüler*innen der Oberstufengymnasien wird der Mangel an Wissen als besonders problematisch wahrgenommen. Hier gaben 48 Prozent an, aus diesem Grund Probleme zu haben. Das Einhalten von Abgabefristen bewerten knapp 32 Prozent als problematisch. An Gemeinschaftsschulen benennen 38 Prozent der befragten Schüler*innen das Einhalten von Abgabefristen als größte Herausforderung.
- Ein Drittel der Befragten fühlt sich im Fernunterricht abgehängt
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Schüler*innen das Gefühl haben, im Unterricht abgehängt zu sein: Knapp ein Drittel der Schüler*innen gab an, sich im Fernunterricht abgehängt oder eher abgehängt zu fühlen. Rund 28 Prozent der Befragten sorgen sich um ihre Schulnoten, fast 27 Prozent haben die Sorge, in der Schule abgehängt zu werden
Landesschüler*innensprecher Lennart-Elias Seimetz: „Insgesamt gab es für uns keine großen Überraschungen. Ganz im Gegenteil, wir sehen uns in unseren Forderungen sogar noch bestärkt. Dass noch nicht einmal die Hälfte der befragten Schülerinnen und Schüler angab, dass sie im Unterricht gut mitkommen, ist ein echtes Problem. Umso wichtiger ist es, die Schülerinnen und Schüler bei ihrem aktuellen Lernstand abzuholen und aufzufangen. Hier wird viel Förderung und Unterstützung notwendig sein.“
Insbesondere Selbsteinschätzung, inwiefern die Schüler*innen durch den Onlineunterricht etwas lernen, ist laut Umfrage wichtig für ihr Wohlbefinden. Je geringer der Lernerfolg eingeschätzt wird, desto niedriger ist das Wohlbefinden. Ein deutlich positiver Effekt war auch bei den Schüler*innen zu sehen, die angaben, dass aus ihrer Sicht die Lehrer*innen kompetent im Umgang mit dem Online-Unterricht seien.
Seimetz: „Das unterstreicht wie wichtig es ist, Lehrerinnen und Lehrer für das digitale Unterrichten aus- und fortzubilden.“
- Schrittweiser Einstieg in den Präsenzunterricht wird befürwortet
Knapp ein Viertel der Befragten spricht sich dafür aus, dass ausschließlich Unterricht in der Schule stattfinden soll. Gleichzeitig favorisieren 37 Prozent eine Mischung aus Online- und Präsenzunterricht, 39 Prozent der befragten Schüler*innen wünschen sich alleinigen Fernunterricht.
Seimetz: „Der Einstieg in den Präsenzunterricht sollte deshalb stufenweise und mit Wechselmodellen erfolgen. Dass gerade Schülerinnen und Schüler der Oberstufe vermehrt über Probleme im Fernunterricht klagen, unterstreicht gleichzeitig, wie wichtig es ist, die abiturrelevanten Stufen möglichst schnell wieder in die Schulen zu holen.“
- Online-Schule Saarland ist auf einem guten Weg
Rund 63 Prozent der Befragten nutzen die landeseigenen Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS). Dabei gaben rund 48 Prozent der Schüler*innen an, dass sie die OSS für ihre Arbeit gut bzw. eher gut nutzen können. Allerdings haben auch rund 22 Prozent der Befragten Schwierigkeiten bei der Arbeit mit der OSS.
Seimetz: „Die Online-Schule Saarland ist auf einem guten Weg, ein Großteil ist mit ihr zufrieden. Die LSV sieht gleichzeitig weiteren Verbesserungsbedarf bei der OSS. Gerade das Finden der Aufgaben und Kurse sowie die Abgabe der Aufgaben werden von vielen befragten Nutzerinnen und Nutzern der OSS als verbesserungswürdig empfunden. Allgemein betrachtet sieht man keine substantiellen Unterschiede in Hinblick auf die Zufriedenheit bei Nutzung der OSS oder anderer Lernplattformen.“
- Fast die Hälfte der Befragten leidet unter Lockdown-Belastung
„Über die Hälfte der Befragten gaben an, dass es ihnen gut oder eher gut geht. Das ist erfreulich. Dem stehen allerdings 45 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler gegenüber, denen es letztlich im Lockdown und in Folge der Schulschließungen nicht gut geht. Die Gefahr schwerwiegender psychischer Probleme ist für eine sehr große Zahl von Schülerinnen und Schülern ganz akut da und nicht zu unterschätzen. Das ist ernst zu nehmen und muss aufgefangen werden. Dafür spielt auch der Zugang zu außerschulischen Angeboten eine wichtige Rolle“, so Seimetz.
Knapp 70 Prozent der Schüler*innen geben an, durch ihre Familie und/oder Freund*innen motiviert zu bleiben. Auch außerschulisches Engagement hat mit knapp 13 Prozent einen herausstechenden positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Schüler*innen. Demnach haben auch Hobbys, die von trotz der Pandemielage ausgeübt werden konnten einen positiven Einfluss auf das das Wohlbefinden.
- Digitale Bildung an Förderschulen
An den Förderschulen geben rund 35 Prozent der Schüler*innen technische Probleme beim Bearbeiten der Aufgaben als Problem an. „Dass 40 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler einer Förderschule offenbar nicht die benötigten Hilfsmittel für den Online-Unterricht haben, ist ein Problem. Dieses Ergebnis zeigt, dass hier auf jeden Fall nachgebessert werden muss, um auch diese Schülerinnen und Schüler bei der Digitalisierung mitnehmen zu können“, so Seimetz.