Justus Thorau © Foto: Marie-Luise Manthei
Das Beethoven-Inspirationskonzert des Saarländischen Staatsheaters war von der Alten Feuerwache ins Grosse Haus umgezogen – ein Glücksfall, denn so bekam die Beethoven-Ehrung ein besonderes Gewicht. Beethovens Orchesterklang aus dem grossen Bühnenraum, in dem die Musiker verteilt saßen, kam mit dem Muscheleffekt sehr gut zum Ausdruck. Die leicht reduzierte Besetzung – die einem normalen Orchester des frühen 19. Jahrhunderts sehr nahe kam – entfaltete sich mit Pracht, wobei die Verortung des Klanges immer sehr deutlich auszumachen war. Die Bratschen, die in coronabedingten Kabinen eingepferchten Flöten, die Celli und die einzelnen Bläser – alles lag greifbar vor Augen und Ohren. Man konnte quasi durch die Klänge wandern. Das Orchester – befreit aus dem Graben – stellte sich mit besonderem Engagament und Elan zur Schau und die Musiker waren die Protagonisten in diesem Bühnenschauspiel.
Im Mittelpunkt des Konzerts stand die gesamte Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“, erzählt, deklamiert, leidenschaftlich präsentiert von Bernd Geiling. Es ist eine Musik, die in jedem Takt vom Freiheitsgedanken beseelt ist, vom Kampf, von der Vision des Sieges, auch wenn Helden fallen. Wir können uns Beethoven vorstellen als einen Menschen, der von den Idealen der französischen Revolutuoin bis ins Innere erfasst wurde und seine Töne spiegeln das. Bernd Geiling war manchmal staatstragend, dann von innerer Erregung durchdrungen… Und dann steht da das Clärchen, personifiziert von Marie Smolka. Eine zauberhafte Erscheinung mit ihrem wunderbaren langen Kleid, die perfekte Sängerin, die jede Note dieser manchmal militärisch angehauchten, oft aber lyrisch durchdrungenen Musik auf eine sehr mitfühlende Art darstellte. Mit ihrer herrlich passenden und schönen Stimme durchlebte sie jede Nuance. Ihre Bühnenpräsenz hatte eine ungeheure Intensität.
Die gesamte Bühnenmusik des „Egmont“ aufzuführen, war eine wunderbare Idee des Staatstheaters. Der Abend begann mit der Zweiten Sinfonie von Beethoven, die der Dirigent Justus Thorau zum bewegten Leben erweckte, angefangen von der langen bewegten Einleitung bis zum Feuerwerk im letzten Satz. Ein mehr als gelungener Abend.
Friedrich Spangemacher zum Konzert am 26.09.2020