Martina Struppek als Corinna in „Ab jetzt“ am Saarländischen Staatstheater © Foto: Martin Kaufholdd
Nicht Fisch, nicht Fleisch
Ayckbourns Komödie zündet nicht in Saarbrückens Alter Feuerwache
Der Brite Sir Alan Ayckbourn, geboren 1939, gehört mit über 70 Komödien zu den weltweit meist gespielten Autoren seiner Zunft, auch das Saarländische Staatstheater hat zuletzt mit „Schöne Bescherung“ einen Volltreffer auf die Lachmuskeln des Publikums gelandet. Nun der Zugriff auf “Ab jetzt“, ein Stück, mit dem Peter Zadek 1989 in deutscher Übersetzung einen Blick in die Zukunft wagte. Inzwischen ist vieles von dem, was Ayckbourn vordachte, Realität geworden und die elektronischen Roboter transportieren schon die Essensbestellungen an den Restauranttisch. Regisseur Niko Eleftheriadis entstaubte nunmehr das ganze Setting aus dem letzten Jahrhundert und setzte es in einen buchstäblich leeren Raum mit Riesenbildschirm-Skulptur als Arbeitsplatz für Jerome (Fabian Gröver), den inzwischen erfolglosen Komponisten elektronischer Musik, dem Frau Corinna (Martina Struppek) und das zur Muse gewordene Kind Geain (Lara Trapp) abhanden gekommen sind. Geblieben ist nur eine Roboter-Figur Gou 300 F als gesteuerte Alleinunterhalterin, die freilich einer „Siri“ von heute das Wasser nicht reichen kann. Deshalb engagiert er Zoe (Simone Müller), ein Modell, das ihm helfen soll, geordnete Familienverhältnisse vorzuspielen, um den die Lage prüfenden Sozialarbeiter in Sachen Sorgerecht für die Tochter für sich einzunehmen.
Problem des Abends: die Inszenierung weiß nie, wohin sie will: als Science-Fiction die Vision von übermorgen beschreiben oder doch am Ende beim Publikum mit einer wenn auch hoffnungslos überdrehten Idee die Lachmuskeln zu strapazieren. Dann wäre der Sozialarbeiter Mervin (Lucas Janson) auch als exaltierte Knallcharge denkbar, aber nicht als Entscheider über das Sorgerecht, wenn gleichzeitig die “Töchter der Finsternis“ draußen angeblich die Welt bestimmen. Nicht Fisch, nicht Fleisch ist dieser Abend, der manchen im Publikum mit einer gewissen Ratlosigkeit zurücklässt.
Burkhard Jellonnek