
(red.) “In Saarbrücken ist es vorbei mit den guten Umgangsformen.” Prof.Dr. Mechthild Gilzmer über die Erinnerungen deportierter Widerstandskämpferinnen aus Frankreich an die “Neue Bremm”
Für mehr als 1.300 der insgesamt rund 9.000 Frauen, die aus Frankreich in deutsche Konzentrationslager und Gefängnisse deportiert wurden, führte der Weg über das Gestapo Lager Neue Bremm in Saarbrücken. In zahlreichen Erinnerungen an die Zeit der Verfolgung und Deportation nimmt diese erste Begegnung mit der Brutalität des nationalsozialistischen KZ Lagersystems einen besonderen Platz ein. “In Saarbrücken ist es vorbei mit den guten Umgangsformen” schreibt z.B. die Spanierin Mercedes Nuñez Targa. Die Gedenkstätte Gestapo Lager Neue Bremm wurde vor 75 Jahren am 11. November 1947 durch den Hohen Kommissar Gilbert Grandval eingeweiht in Anwesenheit vieler überlebender Häftlinge. Ebenfalls zu erinnern ist der Todestag des ersten dort ermordeten Häftlings Robert Jakob Gatys der am 18. September 1943 im Lager sein Leben lassen musste. Die Initiative Neue Bremm lädt zur diesbezüglich jährlichen Gedenkveranstaltung ein am Sonntag, den 17. September 2023 um 17.00 Uhr Hotel Mercure Süd (Zinzinger Str. 9, 66117 Saarbrücken).
Das Hotel wurde auf dem Gelände des ehemaligen Frauenlagers erbaut. Für die Gedenkrede konnte Frau Prof. Dr. Mechthild Gilzmer gewonnen werden. Die heute in Berlin lebende, außerplanmäßige Professorin für französische Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes und ausgewiesene Kennerin der deutsch französischen Beziehungen ist seit vielen Jahren Mitglied der Initiative Neue Bremm und hat sich zuletzt mit einem Sammelband über „Frauen aus Frankreich im KZ Ravensbrück“ zu Wort gemeldet.
Mechthild Gilzmer möchte in ihrem Vortrag diese spezifische Gruppe von deportierten Frauen in den Blick nehmen und lebendig werden lassen. Neben den zahlreichen unbekannten Frauen finden sich auch einige “prominente” Frauen darunter etwa solche, die eine gewisse Berühmtheit durch ihre Aktivitäten im Widerstand (selbst noch während ihrer KZ Haft) erlangt haben. So z.B. die damals 20 jährige Marie Chombard de Lauwe die sich im Frauen KZ Ravensbrück im “Kinderzimmer” um die Neugeborenen kümmerte, oder die Spanien Kämpferin und Kommunistin Lise Ricol London die in Paris sogenannte “Hausfrauen Demonstrationen” organisierte Und schließlich Denise Vernay, die bereits als junges Mädchen in den Widerstand ging und im Unterschied zu ihrer berühmten Schwester Simone Veil nicht nach Auschwitz, sondern nach Ravensbrück deportiert wurde. Sie alle erinnerten sich mit Grauen an die Neue Bremm. Der Sprecher der Initiative Neue Bremm, Dr. Kurt Bohr macht deutlich, daß in Mechthild Gilzmers Beitrag auch die Spezifik von Widerstand, Repression und Deportation von Frauen diskutiert wird. Nicht zuletzt soll es darum gehen, die Diversität der deportierten Frauen, ihre unterschiedliche nationale und soziale Herkunft und die unterschiedlichen Motive ihres Handelns zu beschreiben“, so Dr. Bohr. Neben einer Mehrzahl von Widerstandskämpferinnen befanden sich auch Frauen darunter, die als “Asoziale”, “Prostituierte” oder “Kriminelle” bezeichnet und ausgegrenzt wurden.
Auch ihnen soll die Erinnerung an diesem Nachmittag gelten.
Für die Veranstaltung, zu der Grußworte aus Politik und Gesellschaft erwartet werden, ist eine Anmeldung unter info@saarkupoge.de erforderlich.
Im Anschluss lädt die Initiative Neue Bremm zu einem kleinen Empfang ein.