Wertherstraße mit Blick auf die Alte Gerberei am Ufer der Erft © Nicole Baronsky-Ottmann
Von Nicole Baronsky-Ottmann
Bad Münstereifel ist ein bekanntes Eifelstädtchen mit 4000 Einwohnern in der Kernstadt. Es liegt etwa 30 Kilometer südwestlich von Bonn, unmittelbar hinter der nördlichen Grenze zu Rheinland-Pfalz und wird von der Erft durchflossen. Das gesamte Stadtgebiet gehört zum Naturpark Hohes Venn-Eifel. Bereits in der Frühzeit war das Gebiet besiedelt, um 830 wurde im heutigen Stadtgebiet ein Benediktinerkloster gegründet. 844 wurden dem Kloster die Gebeine des römischen Märtyrerehepaars Chrysanthus und Daria und Reliquien 46 weiterer Heiliger geschenkt. Danach gewann das Kloster durch rege Wallfahrtstätigkeit an Bedeutung, um die Klostermauern entstand eine Siedlung, vor dem Kloster ein Markt. Nachdem das Kloster in ein Stift umgewandelt war, wurden um das Jahr 1300 Burg und Stadtbefestigung errichtet. Im Mittelalter entstanden bereits Wollwebereien, Gerbereien und Brauereien. Die Säkularisation des Stifts im Jahr 1802 bedeutete einen schweren Rückschlag für das bis dahin blühende wirtschaftliche Leben der Stadt. Münstereifel verlor im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich an Bedeutung. Erst der Fremdenverkehr brachte eine erneute Belebung, denn das Städtchen liegt malerisch an der Erft. Münstereifel wurde 1926 Kneippkurort und heißt seit 1967 „Bad“ Münstereifel.
In Bad Münstereifel haben sich viele mittelalterliche Gebäude und Kirchen, ja ganze Straßenzüge erhalten. Auch die Stadtbefestigung aus dem frühen 13. Jahrhundert mit insgesamt vier Stadttoren ist bewahrt. Noch heute sind jedoch die Schäden des Hochwassers der Erft am 15. und 16. Juli 2021 zu sehen. Die Innenstadt wurde überflutet, das Wasser zerstörte Brücken und zahlreiche Gebäude nahmen schweren Schaden. In der noch nicht fertig renovierten Buchhandlung Mütters in der Orchheimer Straße zeugt eine große Fotostrecke von den tragischen Ereignissen. Und auch heute ist der Wiederaufbau noch nicht ganz abgeschlossen. Trotzdem flanieren viele Besucher und Besucherinnen durch die Straßen an der Erft, denn es gibt viel zu entdecken.
Da wäre zuerst die ehemalige Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria. Die gut erhaltene romanische Basilika, die 830 gegründet wurde, ist ein bedeutendes Baudenkmal und bildet den Mittelpunkt der Stadt. Der Vierungsturm wird beidseitig von zwei schlanken, viergeschossigen Flankentürmen mit Kegeldach überragt, im Inneren haben sich ebenfalls Ausstattungsstücke aus dem frühen Mittelalter erhalten wie der Hochaltar. Das Rathaus gleich gegenüber, sehr auffällig in roter Farbe, wurde urkundlich erstmals 1476 erwähnt und 1551 fertiggestellt. Weitere besonders malerische Gebäude sind das Gotisches Haus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts oder das Windeckhaus, ein Fachwerkhaus in der Orchheimer Straße mit auffälliger und aufwendiger Schnitzwerk-Fassade.
Dass das Städtchen heute aber auch an einem normalen Werktag belebt ist, liegt daran, dass sich in den historischen Häusern viele Geschäfte befinden. Denn die Stadt ist die erste, in der ein sogenanntes Outlet-Center mitten in einer Innenstadt und nicht, wie üblich, am Rand einer Ortschaft entstanden ist. Dazu wurden innerhalb der Stadtmauer, entlang der Fußgängerzone, zahlreiche Markenläden in bestehenden Gebäuden der historischen Altstadt angesiedelt. Das Projekt trägt den Namen City Outlet Bad Münstereifel und wurde am 14. August 2014 eröffnet. Erfreulich ist, dass sich dazwischen auch noch alteingesessene und inhabergeführte Geschäfte befinden, dass die Bekleidungsmarken auf große Außenwerbung verzichten und sich in das historische Stadtbild erstaunlich gut einfügen – und das Städtchen samt abwechslungsreicher Gastronomie lebendig machen.
bad-muenstereifel.de
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