
Endstation Sehnsucht © Martin Sigmund
(red.) Ich will keinen Realismus. Ich will Zauber!« Als die ehemalige Südstaaten-Schönheit Blanche Du Bois bei ihrer Schwester Stella und ihrem Schwager Stanley Kowalski Unterschlupf sucht, ist ihr alter Familienbesitz »Belle Rêve« bereits verloren gegangen. Alles was ihr aus glanzvollen Zeiten blieb, passt in wenige Koffer. Nicht erst mit dem Verlust der Südstaaten-Plantage und dem Tod der Familienangehörigen ist der schöne Traum (Beau Rêve) eines sorgenfreien Lebens geplatzt. Schon früh musste sie erfahren, wie brutal das Leben sein kann und was Enttäuschung ist, als ihr homosexueller Mann Selbstmord beging. So haben Angst, Schmerz, Schuldgefühle, Not und Verzweiflung Blanche in die Alkoholabhängigkeit getrieben. Aus ihrer Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit wird eine panische Suche nach Halt. »Stella – liebe Schwester – ein bisschen Fortschritt hat es doch gegeben! So etwas wie Kunst – wie Poesie und Musik – so etwas wie Erleuchtung ist doch in die Welt gekommen!« (Blanche) Umso härter erlebt sie die fast slum-haften Wohnverhältnisse ihrer Schwester in dem heruntergekommenen Viertel von New Orleans. Geradezu zynisch klingt da der Name der Straße »Elysische Gefilde«, denn von einer »Insel der Seligen« kann in dieser harten Arbeiterwelt wirklich nicht die Rede sein und auch die Straßenbahn mit dem Namen »Desire«, die Blanche nehmen musste, verweist symbolträchtig auf die Doppeldeutigkeit des Wortes – romantische Sehnsucht sowie sexuelle Begierde. Gleichermaßen abgestoßen wie angezogen von ihrem machohaften Schwager mit animalischer Lebensfreude und seinen Poker und Bowling spielenden Freunden Mitch, Steve und Pablo, rettet sich Blanche in den ihr vertrauten Flirt mit den Männern. Doch der einfache Vorarbeiter Stanley Kowalski lässt sich nicht so leicht auf das Spiel ein. Bei seinem Freund Mitch sieht das schon anders aus. Als ewiger Junggeselle sehnt auch er sich nach Liebe und Geborgenheit und so scheint für einen Augenblick eine Verbindung zwischen Blanche und Mitch möglich zu sein.
Tennessee Williams (26.3.1911–24.2.1983) hat mit seinem vielfach ausgezeichneten Südstaaten-Drama »Endstation Sehnsucht (A Streetcar named Desire)« aus dem Jahr 1947 (UA: 3.12. 1947, New York) nicht nur ein Meisterwerk der Seelenanalyse, sondern auch ein höchst bühnenwirksames Stück voller symbolischer Überhöhungen geschaffen. Realität lässt der Autor hier auf Illusion, Traum und Rausch treffen. Die Lüge steht neben der Wahrheit, Kultur neben Unkultur, Musik neben Worten, Brutalität neben Dekadenz, Menschlichkeit neben animalischer Bestialität, Bisexualität neben Homosexualität, Stärke neben Zerbrechlichkeit, Schuld neben Unschuld und das Leben trifft auf den Tod. Ein Stück voller Leben eben – ohne ideologische Vereinnahmung. Jeder, der sich mit dem Stück beschäftigt, ist eingeladen, seine eigene Sichtweise zu finden.
Premiere
Samstag, 16. September 2023, 19:30 Uhr, Großes Haus
Besetzung
Inszenierung Christoph Mehler
Bühnenbild Nehle Balkhausen
Kostüme Jennifer Hörr
Musik David Rimsky-Korsakow
Dramaturgie Horst Busch
Mit
Blanche Verena Bukal
Stella Christiane Motter
Stanley Fabian Gröver
Mitch Gregor Trakis
Eunice Martina Struppek
Steve Bernd Geiling
Ein Arzt Lucas Janson
Eine Krankenschwester: Statisterie
Ein junger Kassierer Lucas Janson
Weitere Aufführungstermine
Mittwoch, 20. September, 19:30 Uhr
Freitag, 22. September, 19:30 Uhr
Samstag, 30. September, 19:30 Uhr
Sonntag, 01. Oktober, 14:30 Uhr
Dienstag, 03. Oktober,18:00 Uhr
Freitag, 06. Oktober, 19:30 Uhr
Mittwoch, 11. Oktober, 19:30 Uhr
Freitag, 13. Oktober, 19:30 Uhr
Freitag, 20. Oktober, 19:30 Uhr
Sonntag, 29. Oktober, 18:00 Uhr
Freitag, 01. Dezember,19:30 Uhr
Samstag, 09. Dezember, 19.30 Uhr
Dienstag, 19. Dezember, 19:30 Uhr
Vorverkaufskasse, Schillerplatz 2, 66111 Saarbrücken
Montag bis Freitag: 10 – 18 Uhr, Samstag: 10 – 14 Uhr
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