
Ausdrucksstarker Auftritt von Laura Trapp und Raimund Widra in „future 2“ © Saarländisches Staatstheater, Foto Stefano Di Buduo
Von Burkhard Jellonnek
Den Blick in die Glaskugel, gleich dreimal gewagt von Autor Fritz Kater alias Armin Petras mit seiner Uraufführung „future 2“ in der Alten Feuerwache des Saarländischen Staatstheaters. Drei immense Zeitsprünge in bester Science-Fiction-Tradition, hier aber rückwärts erzählt und schon gar nicht in utopisch-idyllischer Stimmung. In diesem Jahr 2052, dem Einstieg in den prophetischen Zeitenzyklus des viel beschäftigten Berliner Theaterregisseurs in einen beklemmend aufreibenden Theaterabend, möchte man 17 Jahre nach dem dritten Weltkrieg nicht leben. Sogenannte Cyborgs mit ihrer neodemokratischen Regierung terrorisieren mit künstlicher Intelligenz und KI-gesteuerten Robotern Menschen in den atomar verseuchten Desert-Zonen. Fehlverhalten in der noch in Schutzanzügen bewohnbaren Zone wird mit dem Abzug von Scorer-Punkten bestraft und führt beim Verlust des Guthabens zur anschließenden Verbannung in die verwüstete Zone. So geht es bei Stückbeginn dem ehemaligen Geschichtsprofessor Anthony (Gregor Trakis), der von seiner Ex-Frau angeschwärzt wird, durch einen Verkehrsunfall weitere Scorer-Punkte verliert, in die verbotene Zone fliehen muss bei seiner Suche nach seiner Tochter. Er findet sie auch, verendet durch den Strahlenmüll.
Weiter zurück geht es in die 2040-er Jahre. Dort sucht der ebenfalls in der Desertzone gestrandete Foe mittels der erblindeten Künstlerin Marie (Gaby Pochert) seine verschollene Geliebte Wanna. Im dritten Teil, vier Jahre zuvor, erzählt der Autor von Wannas Flucht in den Norden und dem Beginn der Liebesgeschichte zwischen Foe und Wanna. Ein Funken Menschlichkeit, den Raimund Widra und Laura Trapp mit unglaublicher Intensität auf die ansonsten nicht nur atomar verstrahlte Beziehungsebene bringen. Da war doch was, das humanes Leben lebenswert machte! Von Stund an ging es mit Riesenschritten bergab. Eine moderne Dystopie entwirft der unbeirrbar die Rückwärtsspirale entwickelnde Regisseur Christoph Mehler, stringent, unversöhnlich. Ein Lehrstück zum Fürchten, das immer wieder aufscheinen lässt, wo früher, als die Welt noch in Ordnung schien, die Rädchen falsch gestellt worden sind. Knappe zwei, aufrüttelnde Stunden, die wohl niemand im Zuschauerraum kalt lassen. Das Blut scheint in den Adern zu gefrieren, der Atem stockt. Der Autor und sein kongenialer Regisseur machen klar: in solch einer Welt wollen wir nicht leben!
Staatstheater.saarland.de
Nächste Aufführungen:
Fr. 06.06.2025, 19:30
Fr. 13.06.2025, 19:30
Sa. 14.06.2025, 19:30
Do. 19.06.2025, 18:00
Fr. 20.06.2025, 19:30
Tickets unter: 0681 3092-486
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