
Sandra Fiedler: Auf Augenhöhe 2021 © Sandra Fielder
(red.) In der Völklinger Hütte spiegelt sich die Geschichte der Hochindustrialisierung und die Epoche des Anthropozäns, des menschengemachten Zeitalters, auf exemplarische Weise. Durch Fortschritt und Industrialisierung wurde der Wohlstand und die Annehmlichkeiten des modernen Lebens möglich, von denen wir alle profitieren. Die technischen Innovationen der Völklinger Hütte und die Arbeitskraft tausender Menschen haben hierzu ihren Beitrag geleistet. Es gab aber auch Schattenseiten: In beiden Weltkriegen wurden in der Völklinger Hütte Waffen produziert und Zwangsarbeiter:innen eingesetzt, die Umwelt nahm auch durch die Abgase und den Sinterstaub des Eisen- und Stahlwerks Schaden. Auf der Grundlage dieses ambivalenten Erbes entwickelt sich das Weltkulturerbe als industrielles Denkmal und kreiert seine Projekte auf den Feldern von Kunst und Kultur, Geschichte und Natur.
Diese Themen spiegeln sich auch in den Führungen zum UNESCO-Welterbetag am Sonntag, den 4. Juni, der in diesem Jahr unter dem Motto „Unsere Welt. Unser Erbe. Unsere Verantwortung“ stattfindet. Auf dem Programm steht eine Expedition in das Paradies, wo sich die Natur Areale der ehemaligen Kokerei zurückerobert, zu den Installationen von Christian Boltanski wo sehr emotional die Erinnerung an die Zwangsarbeiter:innen wachgehalten wird und zugleich in einem weiterem Kunstwerk die Erinnerungen von Hüttenarbeitern aus besseren, normalen Zeiten aus Arbeiterspinden der Hütte erklingen. Jens Harder spannt in seiner Comic-Ausstellung THE STORY OF PLANET A den ganz großen Bogen vom Urknall, der Entstehung von Bodenschätzen vor Milliarden von Jahren bis zur Gegenwart, während Julian Rosefeldt in der raumgreifenden Filminstallation EUPHORIA mit dem Kapitalismus die treibende Kraft der Industrialisierung thematisiert. Komplettiert wird der Welterbetag mit einer Führung speziell für Kinder und einer Zeitreise durch die verschiedenen Epochen der Völklinger Hütte von der ersten Gründung 1873 bis heute.
Gerne sind die Besucher:innen auch wieder eingeladen, sich an dem Fotowettbewerb #WelterbeVerbindet zu beteiligen und eigene Beiträge auf der Internetseite des UNESCO-Welterbetages hochzuladen – im letzten Jahr erhielt Klaudia Beck einen Sonderpreis für ihr Foto „Erinnerung an Zwangsarbeiter“, 2021 kam das Siegerfoto aus Völklingen.
Alle öffentlichen Führungen am UNESCO-Welterbetag stehen den Besucher:innen für einen Unkostenbeitrag von 2 Euro offen. Der Eintritt in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist am 4. Juni kostenfrei – lediglich die Ausstellung JULIAN ROSEFELDT. WHEN WE ARE GONE ist mit Eintritt zu besuchen.