
Stefan Waghubinger © Foto: Josua Waghubinger
Den Anfang machte an diesem Abend der bereits mit einigen Preisen ausgezeichnete und als einer der diesjährigen Favoriten gehandelte Kabarettist Stefan Waghubinger mit seinem Programm “Jetzt hätten die guten Tage kommen können”. Hierin erzählt er aus seinem Leben und nutzt die Geschichte seiner kürzlichen Trennung nach langer Ehe, um pointiert und oft mit einer gehörigen Portion Zynismus, geschickte Lacher zu platzieren. Allerdings handelt es sich bei seinem Auftritt keineswegs um reine Spaßmacherei – nein, viele Punkte sollen auch dazu anregen, die eigenen sowie gesellschaftlich vorherrschenden Denkmuster zu überdenken. Mit feinem und ausgewogenem Pessimismus führte er die “political correctness” in eine Sackgasse und bot dem Publikum immer wieder tiefgründige Weisheiten, die er wie selbstverständlich aus dem Alltag griff. “Das ist so – im Leben wie in der Suppe – wenn du ein Haar darin suchst, dann wirst du auch eines finden.”
Im Anschluss daran betrat Reiner Holl die Pfannenbühne. Ein junger Mann, der eigentlich gar nicht hätte hier sein sollen. Aus der Tatsache, dass er nur durch eine Absage nachgerückt ist, machte er keinen Hehl. Im Gegenteil: Zu Beginn seines Auftritts stellte er klar, dass es für ihn schon ein Sieg sei, überhaupt hier zu sein. Seit er 2019 Poetry-Slam Vizemeister in Deutschland wurde hasse er es den zweiten Platz zu belegen. Nicht wegen der Platzierung selbst sondern wegen der Mitleidsbekundungen mit denen die Menschen auf einen zweiten Platz reagieren.
Anhand dieser Überlegung führt er das Publikum dann zu seinem Hauptthema des Abends: “Das positive negative Denken”. Auf Basis dieses Gedankens entstand wohl auch seine Idee zum “demotivierenden Tischkalender” mit Sprüchen wie “Träume nicht dein Leben, sondern halt einfach dein Maul”, der auch Titelgeber seines Programms ist. Diesem Leitgedanken folgend, präsentierte er kein reines Wohlfühlprogramm sondern legte seinen Finger auch mal schmerzhaft in die ein oder andere politische und gesellschaftliche Wunde. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger setzte er dabei weniger auf subtilen Zynmismus – nein, er redete sich in Rage. Am besten funktionierte das – wie sollte es bei einem renommierten und ausgezeichneten Poetry-Slammer anders sein – im Rahmen seiner Slam-Gedichte. Diese wurden vom Publikum mit großem Jubel bedacht.
Den letzten Auftritt an diesem Festivalabend hatte die Band “Linsending”. Als Musik-Kabarett vom Programmheft angekündigt, konnte der Auftritt das Publikum leider nicht vollends überzeugen. Zwar waren die Texte durchaus klug, mit einem Hauch von Ironie und Witz, allerdings konnte der entscheidende Funkenicht überspringen. Dafür fehlte es an Schärfe und Frechheit. Es reihte sich ein Naturschutzlied über Wale in Deutschland an ein Loblied auf den “guten” Beifahrer. Auch das scheinbar inoffizielle Thema der diesjährigen Pfanne, der “Sanifair”, wurde mit einer Hymne besungen. Musikalisch war “Linsending” durchaus gut, allerdings konnte trotzdem lediglich der letzte Song über die “böse Friseuse” mehr als nur ein paar vereinzelte Lacher vom Publikum ernten.
Max Gebhardt