
Raphaël Lecoquierre, Dokumentation Nūbēs, 2022
(red.) Tills, die erste Einzelausstellung von Raphaël Lecoquierre (geb. 1988, lebt und arbeitet in Brüssel), umfasst eine Reihe neuerer Arbeiten aus der 2010 begonnenen Serie Nūbēs (lateinisch für „Wolken“). Die Werke in dieser Serie sind mithilfe eines speziellen Verfahrens auf der Grundlage einer großen Sammlung analoger Alltagsfotografien entstanden. Diese im Laufe der Zeit gesammelten und angehäuften Bilder von Familien, Landschaften oder anderen Hilfsmittel der Erinnerung werden mittels Oxidation aufgelöst, um die Farbsubstanz zu extrahieren. Die gewonnenen Farbpigmente werden dann in venezianischen Stuck eingearbeitet und al fresco als Bildmaterial verwendet. So verschwinden die Bilder, auf denen die Welt festgehalten ist, um in neuer Form auf der Oberfläche wolkiger, marmorierter Kompositionen zu erscheinen, wie Erinnerungsblöcke mit verschwommenen, undefinierten Konturen.
Innerhalb der Ausstellung Tills erstreckt sich eine ortsspezifische Installation in Form eines Freskos entlang der Wände und auf dem Boden des Casino Luxembourg. Sie wird begleitet von einer Klangkomposition des Soundkünstlers Lou Drago mit dem Titel Still. Still ist Teil der Klangserie Suspending Time und besteht aus einem kontinuierlichen Drone, einem atmosphärischen Dröhnen, das sich zu wiederholen, fast schon statisch zu sein scheint, sich im Laufe der Ausstellung aber doch langsam verändert, ähnlich wie die Gletscher, die sich fast unmerklich bewegen.
Eröffnung: Freitag 05.05.2023, 18.00 – 23.00 Uhr
Ausstellung vom 06.05 bis 10.09.2023