
Nach abermaliger Sichtung aller Tagebücher und Oktavhefte Kafkas nimmt Stefan Schön seine Zuhörer mit auf eine erstaunliche Achterbahn: Alptraumhaftes, gemixt mit authentischen Tagebucheintragungen, schrägen Geschichten und Textfragmenten, in denen Kafka wie in Trance alle unsere Zukünfte, Hirnrissigkeiten und existentiellen Bedrohungen von uns Heutigen vorausahnte und vorher-schrieb – und das bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts: die technokratische Übermacht, die Permanenz des öffentlichen Beobachtetseins, das Ausgeliefertsein an fremde Mächte. Der Alltag der Welt: durchrationalisiert, entgöttlicht und bürokratisch verplant. Kafkas Gestalten sind stets auf der Suche, – finden das Gesuchte aber nie und kommen auch niemals an.
„ … er verfügte über eine Menschenkenntnis, wie sie nur den einsam Lebenden gegeben ist, deren hochgradig empfindliche Nerven schon an einem bloßen Mienenspiel den ganzen Menschen hellseherisch erfassen. Seine Kenntnis der Welt war außergewöhnlich und tief … das empfindsame Sehertum eines Menschen, der die Welt in einer so überdeutlichen Helle erschaute … alle seine Werke schildern das Grauen geheimnisvoller Missverständnisse … er war ein Mensch und Künstler von so skrupulösem Gewissen, daß er auch dort noch wachsam blieb, wo die anderen, die Tauben, sich bereits sicher fühlten … “
aus einem Nachruf seiner ehemaligen Verlobten Milena Jesenská
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Foto: © Charlotte Brunn



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